Bericht über die kommunale Wärmeplanung im Weinheimer Ausschuss für Technik und Umwelt machte Hoffnung – Online-Bürgerbeteiligung im Mai
Die gute Nachricht zuerst: Weinheim hat das Potenzial, im Jahr 2040 bei der Wärmeversorgung weitgehend klimaneutral zu sein. Auch wenn es dazu auch großer Anstrengungen bedarf, vor allem technisch-organisatorisch, aber auch wirtschaftlich und finanziell. Aber es kann klappen. Das haben am Mittwochabend die Mitglieder des Gemeinderats-Ausschusses für Technik, Umwelt und Stadtentwicklung aus berufenem Munde erfahren. Klaus Holler von der Aachener Energieberatungsagentur hatte einen entsprechenden Bericht ausgearbeitet und erläuterte ihn in der öffentlichen Sitzung.
Seine Quintessenz: Mit einem breit aufgestellten Mix von erneuerbaren und CO₂-freien Energien hat Weinheim auf seiner Gemarkung ein Gesamtpotenzial von 660 Gigawattstunden pro Jahr. Geht man – wie Enerko – von einem Jahresbedarf von rund 246 Gigawatt aus (wobei ein Drittel Einsparpotential schon abgezogen ist), ist die Wärmewende in Weinheim machbar.
Diese Aussicht nahmen sowohl Oberbürgermeister Manuel Just, Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner und die Gremiumsmitglieder durchaus positiv zur Kenntnis. Gleichzeitig beschloss der Ausschuss nach der Bestandsanalyse und der Potenzialanalyse den Eintritt in die Bürgerbeteiligung, die im Mai online angeboten werden soll. Danach soll es in einer Umsetzungsphase weiter mit konkreten Maßnahmen in Richtung einer Wärmewende gehen. Bis 2040 soll das Land nach Vorgaben der Stuttgarter Regierung eine klimaneutrale Wärmeversorgung eingeführt haben.
Oberbürgermeister Manuel Just hatte zuvor informiert, dass Weinheim als Große Kreisstadt gesetzlich dazu verpflichtet sei, das „Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzes“ einzuhalten. Der Weg zur Wärmewende als Herzstück einer Klimawende sei alternativlos. Der OB und Energieexperte Holler verwiesen darauf, dass sich Weinheim früher als andere Kommunen auf dem Weg einer kommunalen Wärmeplanung gemacht hat.
Allerdings verhehlte Holler ebenso wenig wie die Vertreter der Fraktionen nicht, dass es bei dahin noch ein weiter Weg ist, der konsequent zu gehen sei. Denn im Moment wird noch über 90 Prozent der Heizwärme in Weinheim mit fossilen Brennstoffen gewonnen: rund 82 Prozent mit Erdgas, weitere zehn Prozent mit Heizöl. Den größten Wärmebedarf hat in Weinheim die Industrie (44 Prozent), dahinter folgen die privaten Haushalte (38,4 Prozent) sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (15,3 Prozent). Der Anteil der öffentlichen Gebäude am Wärmebedarf beträgt laut Bestandsanalyse gerade einmal 2,4 Prozent.
„Aber nicht alle Kommunen haben ein so gutes Potenzial wie Weinheim“, erklärte Holler. „Andere haben es enorm viel schwerer“, bestätigte auch Stadtwerke-Vorsitzender Alexander Skrobuszynski. „Wir sind hier gut positioniert, jetzt müssen wir die Dynamik und Flexibilität haben, die Dinge umzusetzen“, forderte er. Er bestätigte, dass es schon Gespräche mit der Industrie zur Wärmewende gibt. Und er konnte berichten: „Da wird mit Hochdruck gearbeitet, und meine Prognose ist, dass die Industrie schneller und weitreichender einsparen wird als die Privathaushalte.“
Klaus Holler konnte auch schon skizzieren, wie die Wärmewende in Weinheim gelingen kann. Eine wichtige Säule kann aus geologischen Gründen die tiefe und oberflächennahe Geothermie werden. Seine Analyse hatte aber auch Potenziale aus Wasserkraft und Abwärme erkannt, zum Beispiel aus der Kläranlage auf der Altau. In mehreren Grafiken konnte er auch Potenziale für Luft-Wärme-Gewinnung und Pelletheizanlagen aufzeigen. Man würde mit Wärmeinseln im gesamten Stadtgebiet arbeiten. Dabei könne man bereits auf erste Projekte der Stadtwerke aufbauen. Im Ausschuss wurde immer wieder betont, dass die Wärme- und Energiewende auch eine soziale Komponente hat.
OB Manuel Just bekräftigte, wie wichtig es sei, dass sich die Stadt auf den Weg begibt. Seine Einschätzung: „Mit der typisch deutschen Gründlichkeit, am Anfang des Weges schon unbedingt das Ziel kennen zu wollen, werden wir es hier nicht schaffen.“